Weltreise per Bahn und Handgepäck (9/9): Zurück ins Abendland

Christbaum Marina Bay Sands Hotel Singapur, Dominik Sommerer, Dominiks Welt

Singapur, tropisch-feuchte Hitze, perfekter Halt für´s Haar. Umsteigen in Abu Dhabi, mit 20 Grad schon ziemlich frisch, die Frisur hält. Frankfurt am Main, Nebel, das Haar sitzt. Selbst Stunden später sitzt die Frisur immer noch perfekt. Ich bin geschafft.

Der Nachtflug mit Etihad Airways von Singapur über Abu Dhabi nach Frankfurt war – naja wie Langstreckenflüge in der Economy Class halt so sind: eine Mischung zwischen fliegender Legebatterie und Gefriertruhe. Auch diese 17-stündige Etappe durch sieben Zeitzonen ging vorbei.

Nahezu lautlos kommt der schnittige weiße Hochgeschwindigkeitszug mit dem roten Streifen in Frankfurt Flughafen Fernbahnhof zum Stehen. Einige Polizisten steigen aus und fahren zur Arbeit. Ich nehme im Bordbistro Platz. Es ist äußerst geschmackvoll und hochwertig eingerichtet. Draußen ist es noch dunkel. Ich bestelle das Rührei-Frühstück mit Lachs und einen Morgentau-Tee. Wenige Minuten später erhalte ich meine Bestellung auf einem Porzellanteller, mit richtigem Besteck und einem Korb mit frischem Vollkornbrot. Der Orangensaft schmeckt nach Orangen und nicht nach Zuckerwasser. Es ist schön wieder in Deutschland zu sein und mir wird bewusst dass Deutschland eine der besten Eisenbahnen der Welt hat. Die Züge sind modern, sauber und sehr pünktlich. Pünktlich um 8:59 Uhr erreicht ICE 523 den Nürnberger Hauptbahnhof.

Nach exakt 77 Tagen ging am Freitag, den 13. Dezember 2013 die bislang längste Reise meines Lebens zu Ende. So weit und so lange war ich noch nie von zu Hause weg. Insgesamt habe ich zwölf Länder bereist: Tschechien, Polen, Weißrussland, Russland, Mongolei, China, Japan, Tibet, Nepal, Thailand, Malaysia und Singapur. Auch der Wunsch „komm gesund zurück“ hat sich zunächst erfüllt, nachdem ich am 28. September mit einer Erkältung gestartet bin. Diese hat allerdings am Samstag den Weg von Russland nach Hause gefunden.

Zu meinem eigenen Erstaunen hat mir Ko Bulon Lae so gut gefallen dass ich insgesamt neun Nächte geblieben bin. Mit meinem Plan von Thailand nach Singapur mit dem Zug zu reisen bin ich dagegen gescheitert. Am Montag ging es zunächst mit dem Longtailboot und Schnellboot zurück zum Hafen von Pak Bara und weiter mit dem Minibus zum Bahnhof nach Hat Yai. „Today sold out“ sagt der freundliche Mitarbeiter am Fahrkartenschalter zu mir, als ich eine Fahrkarte für den Nachtzug nach Kuala Lumpur erwerben will. Morgen wäre noch ein Platz frei doch irgendwie will ich weiter kommen und gehe deshalb zu einer Reiseagentur am Bahnhofsvorplatz. Ich kaufe mir eine Fahrkarte für den Nachtbus nach Kuala Lumpur. Der Agent bestellt mir kostenlos ein Tuktuk das mich zur Bushaltestelle bringt wo ich bis zur Abfahrt am Abend mein Gepäck deponieren kann. Wieder lande ich während meines Stadtbummels mitten in einer friedlichen Demo. Die Proteste aus Bangkok scheinen sich auf das Land auszuweiten und ich fühle mich sehr wohl mit der Entscheidung Thailand heute zu verlassen. Es war der Tag an dem Premierministerin Yingluck das Parlament aufgelöst und Neuwahlen angekündigt hat.

Gegen 5:00 Uhr morgens erreicht der Bus Kuala Lumpur. Mit einem Taxi fahre ich zum Bahnhof wo ich um 8:30 Uhr mit dem Zug nach Singapur fahren will. Der Fahrkartenschalter öffnet erst um 7:00 Uhr, die riesige moderne Bahnhofshalle ist menschenleer. Langsam kehrt Leben ein. Die Empfangsdame in der Schalterhalle baut ihren Laptop auf, die Schalter rollen ihre Rollos hinauf. Ich bin der Dritte und ziehe die Wartenummer 3003. „Sorry, System down“ steht an den vier geöffneten Fahrkartenschaltern. Da ich 30 Minuten vor Abfahrt an der Bahnsteigsperre einchecken soll jedoch um um 7:45 Uhr immer noch kein Fahrkartenverkauf stattfindet wende ich mich an die Empfangsdame die mir antwortet: „Today sold out“. Unausgeschlafen und äußerst schlecht gelaunt bringt mich ein Taxi zum Busbahnhof am Stadtrand. Im modernen Busbahnhof mit dem Charme eines Flughafens erhalte ich von einem freundlichen Mitarbeiter am Schalter eine Fahrkarte für einen Bus nach Singapur. Nach der Fahrkartenkontrolle am Gate 2 besteige ich den komfortabelsten Bus mit dem ich je gefahren bin. Es befinden sich nur drei Sitze nebeneinander, der Sitzabstand ist riesig und die Sitze lassen sich fast liegend stellen. Die Fahrt selbst ist langweilig. Malaysia scheint fast nur aus Palmölplantagen zu bestehen. Nach Indonesien ist Malaysia mit 43 Prozent Weltmarktanteil der zweitgrößte Produzent des wichtigsten Pflanzenöls der Welt.

Singapur war dann ein schöner Ausklang der Reise. Der Stadtstaat mit 5,3 Millionen Einwohnern ist sehr sauber und ich habe nur freundliche Menschen getroffen. Wir fahren mit dem Bus vorbei am Marina Bay Sands, einem architektonisch beeindruckenden Hotelgebäude mit 2561 Zimmern. Die drei Hoteltürme tragen auf 191 Meter Höhe einen Dachgarten mit Palmen. Der 146 Meter lange Infinity Pool auf dem Dach ist Hotelgästen vorbehalten. Eine Übernachtung ist mit 233 Euro pro Doppelzimmer bezahlbar. Infinity bedeutet Unendlichkeit. Der Pool ist so angelegt dass er scheinbar bis zur Dachkante reicht. Es entsteht der Eindruck dass Pool und Himmel ineinander übergehen. Daneben steht der Singapur Flyer, das mit 150 Metern größte Riesenrad der Welt. Ich gönne mir am Donnerstag die halbstündige Umdrehung und genieße einen wundervollen Ausblick über die Stadt. Am Mittwoch war ich zunächst im Singapur Zoo und bin nachmittags auf der Suche nach Souvenirs durch Chinatown gebummelt. Für chinesische Verhältnisse ist es dort sehr sauber, niemand spuckt auf den Boden. Kostet nämlich: 500 Singapur-Dollar, umgerechnet 292 Euro, sind fällig. „Singapur is a fine city“ heißt ein englisches Sprichwort. Fine bedeutet im englischen „schön“ aber auch „Geldstrafe“. Rauchen in der Metro kostet 1000 Dollar, Essen und Trinken 500 Dollar. Wer achtlos Müll auf die Straße wirft darf mit einer Warnweste mit der Aufschrift „Order for corrective work“ den Strand säubern, für Graffiti und Vandalismus drohen Prügel mit dem Rohrstock. Die Einführung von Kaugummi ist – außer zu medizinischen Zwecken – verboten und Singapur ist das einzige Land der Welt in das Zigaretten nicht zollfrei eingeführt werden dürfen.

Weihnachtliche Aufnahme im Marina Bay Sands Hotel in Singapur.