„Und worum geht es?“, fragt mich eine Freundin, als ich ihr erzähle, dass ich ein Buch schreibe. „Wie es engagierte Bürgerinnen und Bürger geschafft haben, aus einer totgesagten Bimmelbahn eine stolze Vorzeigestrecke zu machen“, antworte ich. Sie: „Wer soll denn das lesen?“
Einige Jahre später: „Die Bahn-Rebellen vom Schnaittachtal“ sind inzwischen seit über zwei Wochen „Bestseller“ im BoD-Buchshop. Bei Amazon ist das Buch derzeit auf Platz 9 in der Kategorie „Verkehrspolitik“ gelistet (gleich nach „Lachnummer BER“ über den Berliner Flughafen). Das E-Book ist im Kindle-Shop auf Platz 1 in der Kategorie „Eisenbahn/Allgemein“.
Was ich damit sagen will: Wenn du vielleicht selbst die Idee hast oder hattest, ein Buch zu schreiben, lass dich nicht von dummen Kommentaren klein machen
Von der Idee zum Buch
Fünf Jahre sind von der ersten Idee bis zum fertigen Buch vergangen. Im Jahr 2012 stoße eine Auflösung der von mir mitbegründeten Bürgerinitiative an, nachdem das Vereinsziel erreicht ist: „Erhalt, Ausbau und Steigerung der Attraktivität der Bahnlinie Simmelsdorf/Hüttenbach – Neunkirchen am Sand“.
Jahrelang war diese Bahnlinie im Großraum Nürnberg von der Stilllegung bedroht. Die Bundesbahn hatte mit den üblichen Methoden (Verkehrsausdünnung, Gleisrückbau) die Strecke heruntergewirtschaftet. Im Jahr 1996 gründeten wir einen Verein und erstellten ein Zukunftskonzept. Dank unserer Bemühungen ist das Zugangebot im Jahr 2012 so gut wie nie zuvor.
Mein Antrag auf Auflösung findet keine Mehrheit. Ich trete aus der Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn aus. Ich will nicht nur gesellige Vereinsstammtische verwalten, sondern etwas bewegen und gestalten.
Die Motivation ein Buch zu schreiben
Was bleibt sind rund 1.000 Fotos und drei Leitz-Ordner im Keller: voll mit Zeitungsartikeln, Dokumenten und mehr oder weniger skurillen Briefwechseln mit Politikern und dem Bahnbetreiber. Was passiert damit, wenn ich einmal tot bin? Denn: „Der Tod kommt sicher, er kommt ohne Warnung und irgendwann wird mein Körper eine Leiche sein.“ Alle Erinnerungen und Erfahrungen sind weg. Ich nehme mir vor, alles als Konzentrat in einem Buch zusammenzufassen und damit einen Schlusspunkt unter meine ehrenamtliche Tätigkeit zu setzen.
Spannende Geschichte statt langweiliger Chronik
Ich beginne, alles aufzuschreiben. Von Anfang an ist mir klar, dass ich keine langweilige Chronik schreiben, sondern eine spannende Geschichte erzählen will. Ich hatte mich schon einige Zeit lang mit Drehbuchschreiben und dem Heldenmythos befasst. Doch als zwei Jahre später der erste Entwurf fertig ist, habe ich einen langweiligen Text vor mir…
Coaching statt Selbstzweifel
Aus dem Coaching folgen einige wichtige Erkenntnisse:
- Ein Sachbuch muss nicht langweilig sein: Ich analysiere meine Blogartikel über meine Weltreise, die sehr gut bei meinen Lesern angekommen sind. Erkenntnis: Ich hatte sie im Reportagestil geschrieben. Ich entscheide, das Buch durchgehend so zu schreiben: Ich-Erzählform, Gegenwart, Zitate aus Briefen und Zeitungsausschnitten, viele Bilder. Der Leser hat so das Gefühl, hautnah dabei zu sein.
- Der Leser darf sich nicht langweilen: Damit das Buch auch für Menschen außerhalb der Region und „Normalleser“ interessant ist, erkläre ich viele Zusammenhänge.
- Sachliche Richtigkeit ist wichtig, inhaltliche Vollständigkeit nicht: Ich habe das Buch radikal gekürzt, langweiliges gestrichen und unterhaltsame Episoden in einen Bonusteil mit 6 Kurzgeschichten gepackt.
- Zahlen bringen von Emotion herunter und transportieren null Gefühl: Ich habe jede Zahl als Stopsignal betrachtet und mir überlegt: ist diese Zahl wichtig? Im Text stehen jetzt nur noch wichtige Zahlen. Dafür gibt es im Bonusteil eine Chronik mit der Streckengeschichte von 1890 bis heute sowie ein Quellenverzeichnis.
Erst ein zweites Coaching bringt den Durchbruch
- Für Self-Publishing spricht, dass ich alles so machen kann wie ich möchte.
- Für einen klassischen Verlag spricht, dass ich mich nicht um Lektorat, Satz und Vermarktung kümmern muss.
Für das Lektorat hatte ich eine Lektorin und die Vermarktung war aufgrund meiner guten Kontakte und langjährigen Erfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kein Problem. Aber vor dem Layout hat es mir gegraust. Das habe ich einmal mit Word bei einer Broschüre gemacht und mir danach gesagt: „Nie wieder!“ Ein professionelles Layout-Programm wie Adobe InDesign erschien mir zu kompliziert.
Erst ein weiteres Coaching, diesmal beim Bestseller-Autor Hans-Peter Zimmermann, bringt den Durchbruch. Über Skype erklärt er mir, wie ich den Satz mit dem Apple-Programm Pages kinderleicht selbst machen kann. Er stellt mir eine Buchvorlage zur Verfügung und zeigt mir, wie ich das Buch bei Book on Demand veröffentlichen kann.
Was ein schönes Buch-Layout auszeichnet
Schnell sind Pages und ein Bildbearbeitungsprogramm (GraphicConverter 10) installiert. Mein Wunsch ist es, Text und Bilder in ein schönes, ruhiges und minimalistisches Layout zu gießen. Dazu eine Schriftart mit Serifen (z.B. Times New Roman), weil sich damit längere Texte schöner lesen lassen. Mir ist es wichtig, dass Bilder den Lesefluss nicht stören, sondern ihn unterstützen. Viele Verlagsbücher wirken auf mich überladen und ein unruhiges Design entwertet Text und Bilder.
Für Liebhaber des klassischen Buchs entscheide ich mich für eine hochwertige Hardcover-Version mit durchgehendem Farbdruck, etwas dickerem Papier, Fadenbindung und Lesezeichen. Als Alternative und Ergänzung zum gedruckten Buch biete ich es zusätzlich als E-Book an.
Von der Textdatei zum fertigen Buch
- Meine Lektorin Anita Held bekämpft in ihrem Textstübchen erfolgreich den Druckfehlerteufel, lästige Füllwörter und Wiederholungen.
- Nach letzten Änderungen lade ich die Textdatei und den Buchumschlag als PDF-Datei beim BoD-Verlag hoch.
- Book on Demand stellt eine ISBN-Nummer zu Verfügung, konvertiert die PDF-Datei zu einem E-Book und kümmert sich darum, dass das Buch in sämtlichen Buchhandlungen sowie im Großhandel gelistet wird.
- Mitte August habe ich die druckfrischen Bücher in der Hand.
Was für ein Gefühl, dieses Projekt nach fünf Jahren endlich fertig zu haben!
Fazit
- Exposé schreiben: Auch für Self-Publisher lohnt es sich, ein Exposé zu schreiben. Es verschafft Klarheit und Fokus über Zielgruppe, Struktur, Inhalt und Stil.
- Externe Unterstützung holen: Ich würde mir heute in einem früheren Projektstadium Hilfe durch Testleser und Coaches holen.
- Negativ- und Diascan sind besser: Bilder immer vom Original scannen, also vom Negativ oder Dia statt vom Fotoabzug, und professionelle Scan-Dienstleister nutzen. Die Qualität ist bedeutend besser, als mit eigenem Gerät. Bilder mit schwarzen und dunkelgrünen Anteilen müssen für den Druck stark aufgehellt werden.