
Zwei Blätter und eine Knospe einer Teepflanze in Darjeeling (Indien).
Lange Zeit habe ich akzeptiert, dass ich unterwegs keinen guten Tee trinken kann. In dieser Episode erkläre ich, wie Du guten Tee auf Reisen genießen kannst. Dabei gehe ich speziell auf die Besonderheiten bei grünem Tee ein.
Warum unterwegs mehr Kaffee als Tee getrunken wird
Schlechtes Image von Tee
Der geringe Stellenwert von Tee wird in Cafés, Bars und Restaurants oft schon auf der Getränkekarte deutlich. Während zig verschiedene Kaffeevariationen angeboten werden, steht beim Tee oft nur: „verschiedene Sorten“.

zig Kaffeevariationen, aber bei Tee steht nur „verschiedene Sorten“
Das ist ungefähr so, als würde auf der Speisekarte stehen:
Fleischgerichte
verschiedene Sorten
Fischgerichte
verschiedene Sorten
Vegetarische Gerichte
verschiedene Sorten
Hättest Du Lust, da etwas zu bestellen? Wahrscheinlich eher nicht.
Oft minderwertige Qualität
Die angebotenen Tees haben dann häufig eine minderwertige Qualität:
- Oft werden nur Teebeutel angeboten. Diese haben den Nachteil, dass der getrocknete Tee dort nicht richtig aufgehen und sein Aroma im Wasser entfalten kann.
- Der Inhalt der Teebeutel ist oft minderwertig. Bei Billigtee wird der „dust“ verwendet, also der „Kehrricht“ von gebrochenen („broken“) oder großen Blättern. Das hat mir ein Mitarbeiter einer Teefabrik im Frühling 2017 im indischen Darjeeling bestätigt. Die kleinen jungen Blätter haben ein viel feineres Aroma, während große Blätter oft herber und bitterer schmecken.
- Während es bei Bier ein Reinheitsgebot gibt, werden beim Tee oft Aromen hinzugefügt (dann fällt die miese Qualität des Tees auch nicht mehr so ins Gewicht…).
- Häufig werden keine Bio-Tees angeboten. Ich habe einen Biofimmel und bevorzuge deshalb Tee, der nicht mit Pestiziden „aromatisiert“ wurde.
- Bei Kräutertees (der lebensmittelrechtlich gar kein „Tee“, sondern ein „teeähnliches Aufgussgetränk“ ist) gibt es meistens nur Tees mit „Krankenhaus-Flavour“ wie Pfefferminze, Fenchel und Kamille.
Dann werden oft noch Fehler bei der Zubereitung gemacht.
Tee ist also recht kompliziert. Deshalb wird unterwegs deutlich häufiger Kaffee als Tee getrunken. Und natürlich weil Tee mehr Zeit und Aufmerksamkeit als Kaffee erfordert.
Ein chinesisches Sprichwort heißt:
„Man trinkt Tee, damit man den Lärm der Welt vergisst.“
In den letzten Jahren hat sich die Situation in Cafés, Bars und Restaurants zwar meiner Einschätzung nach verbessert.
Immerhin einige Kellner*innen servieren Wasser und Tee inzwischen getrennt, so dass ich als Teetrinker nicht mehr rätseln muss, wie lange der Tee schon gezogen hat.
Allerdings habe auch ich mich in Sachen Tee weiterentwickelt und stelle höhere Ansprüche.
Lösungen für guten Tee auf Reisen
In den letzten Jahren habe ich begonnen, damit zu experimentieren, wie ich unterwegs guten Tee genießen kann. Seit Anfang 2018 habe ich ein gut erprobtes System für „tea to go“.
Selbst trinkt der Mann!
Ähnlich wie in meinem Artikel über gesunde Ernährung unterwegs, lautet auch hier die Lösung: Selber machen!
Acht Dinge für köstlichen Tee auf Reisen
Um guten Tee unterwegs zu genießen, habe ich mir ein Teeset mit acht Dingen für köstlichen Tee zusammengestellt:

Mein Teeset für unterwegs
- Thermosflasche (500 ml, 266 g)
Mit 266 Gramm eine der leichtesten Thermosflaschen auf dem Markt. Gibt es auch als 900-ml-Version (380 g).
In der Thermosflasche nehme ich entweder heißes Wasser von zu Hause mit oder fülle es unterwegs auf (z.B. Unterkunft, DB Lounges in den Bahnhöfen). - Tauchsieder (300 W, 171 g)
Den Tauchsieder nehme ich mit, wenn ich unterwegs kein heißes Wasser tanken kann, also zum Beispiel in einem Hotel ohne Wasserkocher und ohne gebuchtes Frühstück.
Der Tauchsieder passt in die Thermosflasche. - Titantasse mit Deckel (300 ml, 64 g)
Titan ist leichter als Edelstahl und geschmacksneutral. Falls vor Ort verfügbar, nutze ich allerdings lieber eine Porzellantasse oder ein Glas. Daraus trinkt sich der Tee irgendwie angenehmer, weil die Tasse nicht so heiß wird. Der Deckel dient zum Abstellen des Teesiebs nach dem Aufguss. - Teesieb (18 g)
- Tee
luftdicht und ohne Luftsäule verpackt - Thermometer (22 g)
wichtig für Grüntee, mehr dazu weiter unten - Bellima Wasserfächer
er wird mitgekocht und ist wichtig für Grün- und Schwarztee
Er macht das Wasser weicher, den Tee geschmackvoller und verhindert Kalkablagerungen im Wasserkocher, in der Teekanne und an den Zähnen. Mehr dazu hier… - Handy
Die Ziehzeit überwache ich mit dem Timer meines Handys.
Einfache Alternativen
Alternativ zu Teesieb und losem Tee kannst Du gute Teebeutel verwenden oder selbst abfüllen. Es gibt durchaus wohlschmeckende Beuteltees. Achte darauf, dass der Beutel entweder ausreichend groß oder die Blattteile möglichst klein sind.
Zu kompliziert? Wenn Du Grüntee magst: Nimm Dir Matcha-Tee mit! Du kannst ihn wahlweise warm oder kalt aufgießen. Einfach etwas Matchapulver in ein Gefäß geben, schütteln (oder umrühren) und genießen.
Es gibt in guten Fachgeschäften auch speziellen japanischen Tee (cha), den man mit kalten Wasser (mizu) aufgießen kann und der trotzdem schmeckt: Mizucha.
Richtige Teezubereitung
Ganz entscheidend für die Teequalität sind
- Wasserqualität: Tee besteht zum Großteil aus Wasser
- Teequalität: Lagerung luftdicht im Kühlschrank, nicht in Teedosen wegen Luftsäule und dadurch entstehender Oxidation
- Wassertemperatur und Ziehzeit (je nach Teesorte)
Beim Teekauf achte ich auf Qualität und biologischen Anbau. Bei Grüntees bevorzuge ich japanische Tees, die nicht aromatisiert sind.
Besonderheiten bei Grüntee
Grüner Tee ist besonders anspruchsvoll:
- Ist das Wasser sehr kalkhaltig, schmeckt der Tee fad.
- Gießt man grünen Tee zu heiß auf, schmeckt er bitter.
- Lässt man Grüntee zu lange ziehen, wird er ebenfalls bitter.
So ist es kein Wunder, dass unsinnige Mythen entstehen, wie dass man den ersten Aufguss bei Grüntee wegschüttet…
Grüner Tee lässt sich außerdem im Gegensatz zu anderen Tees nicht ohne Qualitätsverlust über längere Zeit warmhalten, weil er sonst oxidiert. Ähnlich wie in Japan bereite ich deshalb nur so viel Grüntee zu, wie ich gerade trinken benötige.
Übrigens habe ich ausprobiert, ob es einen geschmacklichen Unterschied macht,
- wenn Du das Wasser zuerst aufkochst und dann auf 70 – 50 Grad abkühlen lässt und
- wenn Du das Wasser lediglich auf 50 – 70 Grad erwärmst.
Ergebnis: Ja!
Allerdings sind die Geschmackseinbußen nicht so groß wie bei den anderen Kardinalfehlern „zu lange ziehen lassen“ und „zu heiß aufgießen“.
Na, dann: Prost!
Ach ja
Jetzt im Winter fülle ich meine Thermoskanne gerne mit etwas geschnippeltem Ingwer, Nelken, Pfefferkörnern und Kardamom und gieße das ganze einfach mit heißem Wasser auf. Das ergibt ein leckeres wärmendes Heißgetränk!
Mehr Infos
Du willst mehr über Tee wissen?
Eine gute Internetseite speziell über grünen Tee ist gruenertee.de von Dr. Schweikart.
Das Teahouse in München bietet Teeseminare an. Ich habe den Teekurs selbst vor einigen Jahren besucht und war begeistert.